Ich glaube, dass man in der Kunst nichts verbieten kann, weil es dann immer wiederkommt. Die Konfrontation, der Konflikt, der Widerspruch treiben die Kunst, nicht die Übereinstimmung. Aber ein Widerspruch, den man aushält und nicht gleich wegrennt. […]
Mit unausgesprochenen Pflichten und Verboten muss man heute auch zurechtkommen. Man wird so schnell kaltgestellt, wenn man etwas Falsches sagt. Ich kenne das noch. Es geht nicht darum, dass jeder, der den Mund aufgemacht hat, erschossen wurde. Das Unangenehmste war die innere Übereinstimmung, die meisten sind damit gut hingekommen, indem sie sich nicht mit den Bonzen anlegten. Und als es dann ans Eingemachte ging, haben sie nach dem Mercedes und der Banane gegriffen.
Frank Castorf, berliner-zeitung.de, 09.08.2024 (online)