Schon wieder werden Literatursendungen gestrichen. Zu Büchern haben die öffentlich-rechtlichen Sender offenbar kein Verhältnis mehr. Ein Wutausbruch. […]
Zur Literatur gibt es von den Managern der Sender aus in Wirklichkeit gar kein Verhältnis mehr (die Ausnahme Deutschlandfunk ist längst auch nicht mehr selbstverständlich). Da wird die Beschäftigung mit Büchern nur noch durchgeschleppt, und wenn sich die Gelegenheit bietet, wird sie abgeschafft.
Jedenfalls hat man noch nicht mal mehr Lust, groß zu protestieren, wenn mal wieder Literatursendungen gestrichen werden wie jetzt beim SWR. Weil es sinnlos ist. Weil die Managerriegen der Sender längst illiterat sind.
Weil diese Managertypen sich womöglich sogar bestätigt fühlen, wenn das Feuilleton aufjault – weil sie ihre sogenannten Programmreformen dann nämlich als antielitären Einsatz verkaufen können; nicht öffentlich natürlich, aber hinter ihren Gremientüren, zwinker, zwinker, es den Intellektuellen mal wieder gezeigt, mal wieder an der angeblichen Nähe zum „Menschen“ gearbeitet.
Wenn sie zumindest ehrlich wären! Wenn sie sagen würden: Wir sind gerade mit uns selbst beschäftigt. Mit dem Aufbauen neuer Hierarchieebenen. Damit, weitere Anlässe für interne Konferenzschalten zu schaffen. Damit, Planstellen von der Beschäftigung mit Inhalten auf die Verwaltung umzuschaufeln
Dirk Knipphals, taz.de, 29.06.2024 (online)