Einer der wenigen Punkte, an denen Buhrow über Inhalte sprach, war der, als er als Tabu ausgerechnet die Kultur erwähnte, die seit Jahren erfolgreich aus den Programmen der ARD verdrängt wird. ‚Mit der Lobby legt sich niemand an. Dann wird man als Kultur-Banause oder als Kultur-Vernichter dargestellt.‘ […]
Wann immer wir über eine Reformmaßnahme reden, zieht jeder Lobbyist, jede Gewerkschaft, jeder Interessenverband […] einen Zaun um das, was für einen selbst wichtig ist – und fordert oft sogar noch eine Ausweitung: Die Dokumentarfilmer mehr Dokumentarfilme, die Kulturlobby mehr Kultur, die Nachrichtenjournalisten mehr Nachrichten […]
Es sagt […] viel über die manifeste Kulturfeindlichkeit in der ARD, die seit Jahren ihre Kulturprogramme im Radio kaputt spart, dass Buhrow ausgerechnet die Kulturlobby erwähnte und damit deutlich machte, dass sich die ARD nicht mehr als Teil des kulturellen Systems der Bundesrepublik versteht.
Diemut Roether, epd medien, 11.11.2022 (online)
Wenn man es genau nimmt, steht die Botschaft in der mit schnippischen Hinweisen auf Dokumentarfilmer und „Kulturlobby“ garnierten Passage dem an mehreren Stellen der Rede propagierten „Neuanfang“ entgegen: Zumindest implizit propagiert Buhrow hier ein inhaltliches Weiter so!, eine Kulturfeindlichkeit-rules-ok-Devise. Zugespitzt gesagt: Buhrow wünscht sich noch weniger von dem, von dem es ohnehin schon zu wenig gibt.
René Martens, MDR Altpapier, 11.11.2022 (online)