Wenn wir unabhängigen Journalismus als ein Rückgrat der Demokratie mit öffentlichen Mitteln stützen, dann braucht es maximale Transparenz von Politik und Medien und ständige gesellschaftliche Diskussion über dieses komplexe Verhältnis. […]
Der ORF hat sich in den vergangenen Jahrzehnten durchaus unabhängig und sein Journalismus äquidistant zu den Parteien entwickelt. Vielen ist das unangenehm – und der FPÖ besonders. Ich unterstelle, dass diese Partei sehr stark von Emotionen und Polarisierung in der Gesellschaft lebt. Wer eine solche als politische Geschäftsgrundlage hat, will keinen öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Nicht zufällig gibt es in Ländern wie den USA oder Brasilien, die keinen oder sehr schwachen öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben, besonders scharfe Konflikte, und die Gesellschaft, wie wir gesehen haben, fällt sogar demokratiegefährdend weit auseinander.
Andy Kaltenbrunner, derstandard.at, 05.01.2024 (online)