Mit dem Blick auf Amerika sehen wir, dass nicht nur die Medien unter Druck stehen und einem Vertrauensverlust unterworfen sind, sondern auch Politik und Wissenschaft. Ich glaube, es ist zu kurz gegriffen, anzunehmen, dass nur wir Medien dieses Problem lösen können. Die Ursachen gehen tiefer. Es hat mit Globalisierung zu tun, die zahlreiche positive, aber auch negative Entwicklungen vorangetrieben hat. Viele Menschen werden in einem Gefühl des Abgehängtseins zurückgelassen. Die Welt ist in den vergangenen Jahren ein komplexerer Ort geworden. Man kann aber Komplexität nicht zu Tode simplifizieren. Was wir Medien in unserem Verantwortungsbereich tun können, ist, schlichtweg ein gutes journalistisches Handwerk zu betreiben. […]
Wir benötigen wesentlich mehr Selbsterkenntnis im Journalismus, um die Bedürfnisse und die Erwartungshaltung der Menschen in Bezug auf die Medien zu verstehen und darauf entsprechend einzugehen. Da gibt es noch viel Positives, das die Medienwelt erreichen kann. Es geht dabei darum, Welterklärung zu demokratisieren und nicht als Einbahnstraße zu begreifen.
Clemens Pig, standard.at, 15.09.2023 (online)