Vor allem neue Technologien könnten Bedürfnisse formen oder umgekehrt. Besondere Aufmerksamkeit sollte in der zukünftigen Forschung der Dynamik algorithmischer Inhaltsausspielungen auf Plattformen wie TikTok, Instagram sowie Streamingdiensten wie Netflix und Spotify und deren Auswirkungen auf die User Needs gewidmet werden. Diese Plattformen haben durch Hyperpersonalisierung die Nutzerzentrierung perfektioniert. Mithilfe von Technologien wie künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen erstellen sie detaillierte Nutzerprofile basierend auf individuellem Verhalten und Präferenzen, die kontinuierlich angepasst werden. Dadurch werden Inhalte ausgewählt, die hochgradig maßgeschneiderte, persönliche Erlebnisse schaffen und die Verhaltensweisen und Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer präzise abbilden. Es wird vermutet, dass die Nutzung dieser Plattformen ein spezifisches Belohnungsempfinden aufgrund der präzisen Bedürfnisbefriedigung erzeugt, was die wachsende Beliebtheit von TikTok 17 erklären könnte.
Die Auswirkungen dieser Entwicklung auf das Mediennutzungs- und Selektionsverhalten sind bislang noch wenig erforscht. Es könnte dazu führen, dass Nutzerinnen und Nutzer höhere Ansprüche an die Erfüllung ihrer Bedürfnisse durch mediale Angebote entwickeln, was den Druck auf Medienanbieter erhöht, immer präzisere und passgenauere Angebote zu liefern. Verstärkt wird das Ganze durch die Entwicklung, dass man aus einer Vielzahl an Medien auswählen kann. Die Relevanz von Medien User Needs könnte in Zukunft weiter steigen, weshalb es einer tiefgehenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem Thema bedarf.
Erk Simon und Kristina Schramm, Media Perspektiven, 20/2025 (online)