Der „Tagesspiegel“ hat seine Medienseite abgeschafft und durch eine Fernsehrezensionsseite ersetzt. Ist das das Ende des Medienjournalismus? […]
Lorenz Maroldt sagt, er habe nie etwas davon gehalten, Themen in Ressorts einzusperren. Medienthemen sollen künftig in den anderen Ressorts aufgehen, im Wirtschafts- oder Kulturteil etwa.
Maroldts Argument ist nicht neu. Auch die Springer-Zeitung Welt hat 2007 ihre Medienseite abgeschafft, Berichte über Medien erscheinen je nach Relevanz in anderen Ressorts. Genauso arbeitet der Spiegel. Und auch der Norddeutsche Rundfunk verpackte sein Sparprogramm an seinem Medienmagazin „Zapp“ in eine zunächst schmeichelhafte Meldung. Zunächst klang sie, als gebe es bald noch mehr Medienjournalismus im NDR: „auf NDR.de, in der ARD-Mediathek, auf dem eigenen Youtube-Kanal und verschiedenen sozialen Netzwerken“. Am Ende hieß das aber letztlich: weniger Medienjournalismus im NDR, zumindest im linearen Fernsehen. […]
Medienforscher Hektor Haarkötter versteht den Impuls, Medienthemen den anderen Ressorts der Zeitung unterzumischen. Allerdings warnt er davor, dass der Medienjournalismus darunter leiden könnte, wenn er künftig mit anderen Themen um Relevanz kämpfen müsse. „Wenn ich Ressorts auflöse und Themen mische, kann es sein, dass ich den Fachjournalismus aufgebe.“
Peter Weissenburger, Anne Fromm, taz.de, 13.1.2023 (online)