Kürzlich in einer medienpolitischen Fachkonferenz – alle sind sich einig: Blöd, dass sich die „normalen Menschen“ nicht für Medienpolitik interessieren. Dabei sei sie so wichtig, Medienpolitik ist Demokratiepolitik! Absolut richtig, nur in einer informierten Öffentlichkeit können Erkenntnisse gewonnen, Meinungen abgewogen und eigene Standorte gefunden werden. Alles Voraussetzungen für die Mitwirkung in einer funktionierenden Demokratie. Es ist davon auszugehen, dass diese Zusammenhänge auch den Menschen vertraut sind, die in der Rundfunkkommission der Länder sitzen. Warum lassen sie dann gerade ein zartes Pflänzchen Interesse der „normalen Menschen“ an Medienpolitik jämmerlich verdursten? …
Wenn die Bürgerinnen und Bürger so nachdrücklich eingeladen werden, wollen sie vermutlich auch wissen, was die anderen so geschrieben haben. Nun könnte man davon ausgehen, dass die Einsendungen gesichtet, unflätige Äußerungen aussortiert und dann zügig auf der Internetseite der Rundfunkkommission veröffentlicht werden. Mitnichten: Der Beteiligungsprozess endete am 14. Januar, dreieinhalb Monate später (02. Mai) wird auf der Internetseite noch immer um „etwas Geduld“ gebeten. …
Es habe mehr als 2600 Beiträge gegeben, vielen sei es um lineare oder Online-Verbreitungswege gegangen, ums Gendern oder konkrete Programmvorschläge. Die Zuschauerinnen und Zuschauer hätten sich „als kundige Programmkritiker“ gezeigt und „unendlich viele Ideen und Überlegungen zum Programm geschickt“.
Mit Verlaub, ich hätte die unendlich vielen Ideen gerne selbst nachgelesen.
Marion Knappe, bruchstuecke.info, 3.5.2022 (online)