Liefern sich die öffentlich-rechtlichen Sender publizistische Konkurrenz? Eine Stichprobe mit heute-journal, Tagesthemen und Julia Klöckner auf allen Kanälen. Und das Beste am Ende. […] Das Gegenargument lautet stets, ähnlich reflexhaft: publizistischer Wettbewerb. […] Wenn Fernsehkrimis wirklich Publizistik wären, dann stünde Deutschland ganz vorn an der Weltspitze. […]
Die Nachrichtenmagazine können als das inzwischen wichtigste Live-Fernsehen gelten – weil sie sichtlich in Echtzeit mit komplexen, nicht selten ungewissen Nachrichtenlagen umgehen müssen, und weil praktisch immer prominente Politiker zugeschaltet sind. Werden da unterschiedliche Themen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet? […]
Bei den Nachrichtenmagazinen funktioniert der publizistische Wettbewerb zwischen ARD und ZDF zurzeit leidlich, schon wegen der Vielzahl der Krisenherde, die gar nicht alle in halbstündige Formate passen.
Viel Mehrwert bietet es nicht, am selben Abend heute-journal und Tagesthemen anzusehen, aber schlimm ist die Redundanz nicht. Zumindest lassen sich Vergleiche anstellen und die Sendungen komplementär ansehen, wenn Julia Klöckner recht unterschiedliche Fragen gestellt bekommt.
Allerdings, scharfer Wettbewerb besteht in der dicht besetzten deutschen Medienlandschaft sowieso, weit über die Öffentlich-Rechtlichen hinaus. […]
ARD und ZDF wären gut beraten, gerade im Fernsehnachrichten-Journalismus aus ihren Ressourcen mehr zu machen als mehr vom Gleichen, das sich günstigenfalls komplementär ansehen lässt. Zumal, wenn sie immer stärker auf ihre Mediatheken, also auf nichtlineares, zeitsouveränes Ansehen setzen. […]
Werktags um 22.00 zeigt 3sat mit der österreichischen „ZiB2“ die beste deutschsprachige Nachrichtensendung – und liefert ARD und ZDF tatsächlich öffentlich-rechtlichen publizistischen Wettbewerb.
Christian Bartels, Telepolis, 29.03.2025 (online)