Zitiert: NDR – interne Strukturreform „Hashtag#OneDirection“

Anfang 2021 wurde unter der Überschrift „Hashtag#OneDirection“ eine interne Strukturreform im NDR auf den Weg gebracht. Ziel war es, die Direktionen für Fernsehen und Hörfunk aufzulösen und künftig zwei Geschäftsbereiche aus einer Direktion zu steuern. Beteiligt wurden bei dem Vorhaben auch Mitarbeitende, jedoch fällt deren Fazit zum Verfahren ernüchternd aus: „Der One-Direction-Prozess war Placebo-demokratisch.“

Für den Zuschnitt der Geschäftsbereiche sollten nicht der Verbreitungsweg, sondern die Programminhalte entscheidend sein. Aus Sicht vieler Gesprächspartner*innen der Klimaanalyse folgte die Aufteilung des Portfolios jedoch keiner zwingenden Logik. Beispielsweise wurde das Informationshaus der bisherigen Hörfunkdirektion zugeordnet, die Redaktion „ARD-aktuell („Tagesschau“)“ aber der ehemaligen Fernsehdirektion. Für größtes Unverständnis sorgte die Aufteilung der Magazine „Panorama“ und „Panorama 3“ im Geschäftsbereich 1 (ehemals Hörfunk), während „Panorama – die Reporter“ und „STRG_F“, der „Panorama“-Ableger für das Onlinenetzwerk „funk“, im Geschäftsbereich 2 (ehemals Fernsehen) angesiedelt ist.

Aus Sicht vieler betroffener Mitarbeiter*innen hat diese Trennung vieles an der bisher selbstverständlichen Zusammenarbeit erschwert. Die Frage nach sachlichen Gründen blieb aus ihrer Sicht unbeantwortet. Noch immer regt diese Strukturreform viele Mitarbeitende auf, sorgt für Empörung und schlechte Stimmung. „One Direction ist eine Mogelpackung. Es agiert immer noch jede Redaktion für sich.“ „Es braucht eine kriteriengetriebene Evaluation über die Trennung von STRG_F und der Recherche. Das Thema ist noch nicht gelöst.“

Unterstellt wird die Aufteilung nach machtstrategischen Interessen. „Im so genannten One-Direction Prozess kam es zum Abriss der Inhalte. Redaktionen wurden ohne Not auseinandergerissen.“ Auch zwei Jahre nach der Strukturreform finden die allermeisten

Gesprächspartner*innen wenig positive Worte zur One-Direction-Konstruktion: „One Direction ist ein Euphemismus.“ „Wir haben nicht eine Programmdirektion, sondern zwei.“

„Die Programmdirektionen haben die Gartenzäune hochgezogen.“ „Wo sind die Synergien? Ich sehe keine.“ „Ich sehe kein Zusammenwachsen der beiden Direktionen. Einerseits sollen wir Geld sparen. Andererseits gibt es diese Doppelstrukturen.“ „Die Zusammenlegung von zwei Geschäftsbereichen in die One Direction hat zu Zuständen geführt, die schlimmer sind, als sich im Sandkasten um Spielzeug zu streiten. Die Direktoren gieren unter dem Deckmantel von One Direction nach Status. Für alle nachgeordneten Bereiche ist die Arbeit komplizierter geworden.“

Das Beispiel der Strukturreform „One Direction“ ist ein weiterer Hinweis darauf, wie stark die hierarchischen Kräfte und Interessen unterschiedlicher Akteur*innen wirken und wie schwer sich der NDR mit Reorganisationsprozessen hin zu prozessorientierten Strukturen tut.

(NDR Klimabericht. Analyse von Unternehmenskultur und Betriebsklima im Norddeutschen Rundfunk. März 2023. S. 46 f. online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)