Für die neue Phase hat sich der Konzern drei Vorteile erarbeitet. Erstens: Er produziert nicht nur in den USA, sondern weltweit – ja, die Streiks betrafen und betreffen auch Netflix, das Portal feierte aber gewaltige Erfolge mit koreanischen Produktionen wie „Squid Game“ oder den fesselnden Reality-Spiel-Shows „The Devil’s Plan“ oder „Physical 100“. Es ist kein kompletter Stillstand.
Zweitens: flexible Abo-Preise in verschiedenen Ländern. So wie einst der „Big Mac Index“ (Ökonomen nutzten den Preis des überall gleichen Burgers zur Bewertung einer Währung) könnte es bald den Netflix-Index geben, weil das Portal mittlerweile in mehr als 190 Ländern verfügbar ist und verschiedene Abo-Varianten und -Preise anbietet.
Drittens: das Verabschieden von Inhalten als einzigem Alleinstellungsmerkmal und Motor für Umsatz. Eigene Produktionen bleiben der Fixstern, warum aber nicht über andere Kanäle Einnahmen erzielen wie zum Beispiel mit den gerade angekündigten „Netflix Houses“, in denen Fans in Welten eintauchen, die sie aus Filmen und Serien kennen? Also: Cafés, in denen Gebäck aus „The Great British Baking Show“ serviert wird; ein „Squid Games“-Hindernisparcours oder ein „Bridgerton“-Kostüm-Shop.
Jürgen Schmieder, sueddeutsche.de, 22.10.2023 (online)