Die Situation ist absurd: Obwohl alle von einer „Informationsgesellschaft“ sprechen, gibt es keine inhaltlich profilierte oder personell erkennbare Medienpolitik. Intermediäre wie Google oder Facebook bestimmen die Struktur der Öffentlichkeit. Sie stoßen nicht auf Widerstand, sondern fröhlich werden weiße Fahnen geschwenkt: Kapitulation statt Politik. …. Diese digitale Selbstverzwergung wird auch an der geplanten Einrichtung einer ARD-Kulturplattform deutlich. Sie soll in Halle an der Saale residieren – mit dem einzigen Zweck, so dem Landesparlament von Sachsen-Anhalt die Zustimmung zur Gebührenerhöhung abzuringen. Auch das ZDF unterhält eine eigene Kulturplattform. Dabei weiß jeder, dass die einzig sinnvolle Maßnahme wäre, ein paar Milliarden Euro in die Hand zu nehmen und eine große deutsche öffentlich-rechtliche Kulturplattform gemeinsam mit allen Museen und Theatern zu schaffen, werbefrei und mit kostenlosem Zugang für alle Bildungseinrichtungen.
Bernd Gäbler, tagesspiegel.de, 25.07.2020 (online)