Zitiert: Null-Bock-Mentalität als rationale Reaktion auf ein irrationales Wirtschaften

Es ist psychologisch verständlich, aber nutzlos, mit arbeitsmoralischer Empörung über Null-Bock-Mentalität zu klagen und an die produktivistische Volksgemeinschaft zu appellieren. Aber der Wert der Arbeit wird erst steigen, wenn es wieder Gewerkschaften gibt, die Löhne erkämpfen, für die es sich lohnt, auch in anspruchslosen oder sinnlosen Jobs zu arbeiten – wenn es schon aus Rentabilitätsgründen nicht gelingt, sinnlose Arbeit zu automatisieren.

Und wenn die Angehörigen der akademischen Berufe wieder so etwas wie ein altbürgerliches Berufsethos entwickeln und statt in Kompensationskonsum auszuweichen, für Schulen kämpfen, in denen sie nicht früh resignieren müssen, für ein Gesundheitssystem, in dem sie wieder Ärzte sein können, für eine Industrie, in der sie als Ingenieure und Volkswirte gemeinsam daran arbeiten, die Erde zur Heimat aller zu machen.

Erst wenn wir die Null-Bock-Mentalität als rationale Reaktion auf ein irrationales Wirtschaften begreifen, kann das Nachdenken über Abhilfen fruchtbar werden.

Mathias Greffrath, deutschlandfunkkultur.de, 20.3.2023 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)