Medien sollen demokratische Diskurse in der Öffentlichkeit stützen. Wir gehen von der Annahme aus, dass Medien dafür auch intern einen demokratischen Diskurs pflegen sollten. Wir finden es schwer vorstellbar, dass Journalistinnen und Journalisten den Menschen die Demokratie erklären, aber selbst keine Demokratie leben. Wenn sie in einer sehr hierarchischen Organisation arbeiten, können sie kaum demokratische Institutionen wirkungsvoll zur Verantwortung ziehen. Daher interessiert uns, wie in einer Redaktion Entscheidungen zustande kommen. Wir haben festgestellt, dass es in Deutschland sehr wenige institutionalisierte Formen redaktionsinterner Demokratie gibt. […]
Durchaus üblich in manchen Ländern, etwa Portugal, wo es eine demokratische Kultur im Journalismus gibt, wo Journalistinnen und Journalisten etwa die Leitungsfunktionen mitbestimmen. Am anderen Ende des Spektrums liegt etwa Großbritannien: Da setzt der Mehrheitseigentümer die Chefredaktion ein, ohne dass die Betroffenen mitreden können.
Josef Trappel, taz.de, 25.04.2021 (online)