Der Konflikt zwischen gesellschaftspolitischem und plattformkapitalistischem Denken, das um die eigentlich im Rundfunkstaatsvertrag kaum kapitalismuskonform gedachten Rundfunkanstalten gerade tobt, liegt jetzt also offen zutage: Auf der einen Seite war vor allem von Allgemeinheit, Öffentlichkeit und Demokratie die Rede. Auf der anderen von Communitys und spitzen Zielgruppen. Im Literaturhaus Köln verlief der Konflikt entlang der Geschlechterlinien: Wenn Wilke und Gleba von „Öffentlichkeit“ sprachen, hatten sie eine Zivilgesellschaft vor Augen, die über die sozialen Zusammenhänge, denen sie ausgesetzt ist, im Bilde sein muss, um politisch handlungsfähig zu sein. Wenn Mentzer und Schaeffer von „Öffentlichkeit“ sprachen, ging es um Zielgruppen, die es mit optimiertem Content zu erreichen gelte.
Dieses Denken steht einem sicher gut zu Gesicht, wenn man zum Beispiel eine Sonnencreme verkaufen will.
Felix Stephan, sueddeutsche.de, 25.02.2021 (online)