Sie können verstanden werden als institutionelles Arrangement zur Auflösung eines spezifischen sozialen Dilemmas, das bei marktförmiger Bereitstellung von Medien in der strukturellen Vernachlässigung von Minderheiten ohne Kaufkraft und von kulturellen Codes, die in der Bevölkerung wenig verbreitet sind, liegt. Sie sind ein institutionelles Arrangement zur Überwindung des Dilemmas kommerzieller Medienorganisation und zur Sicherung der kommunikativen Teilhabechancen aller gesellschaftlichen Gruppen und aller in der Gesellschaft verbreiteten Meinungen und Interessen. Ein solches Verständnis schliesst die Rückdelegation von Programmverantwortung an das Publikum, wie sie der Fetischisierung von Einschaltquoten ja zugrundeliegt, aus. Das sind Vorstellungen des Marktmodells – öffentlicher Rundfunk ist zur Erreichung seines Sachziels den Marktkräften aber gerade weitgehend entzogen.
Marie Luise Kiefer, infosperber.ch, 4.12.2022 (online)