Ich glaube, wer nicht die berühmte Spürnase hat, zu erkennen, was noch kein Thema ist, aber unbedingt eines sein muss, wer nicht auch ERSPÜRT, wo was faul ist, ist kein guter Journalist, keine gute Redakteurin. Kontraste beweist immer wieder, wie das geht, auch in diesem Sinne gut zu sein. Und viele andere hier im Haus auch, jeden Tag. Versteht mich nicht falsch, wir brauchen Daten zu Zielgruppen, wir müssen unsere Nutzer kennen, ihre Rezeptionsgewohnheiten, ihre Themen. Aber wir müssen ihnen deshalb noch lange nicht bieten, was ihr genau berechnetes bisheriges Hauptinteresse ist. Sondern, so sehe ich das, wir sollten vor allem bieten, was sie kennen sollten, aber noch nicht kennen oder verstehen. Das ist keine Bildungshuberei, sondern öffentlich-rechtliche Verpflichtung.
Sind nicht die Netz-Communities unberechenbar? Was auf Socialmedia trendet, ist das nicht oft genug komplett überraschend? Hätte jemand an den Erfolg von BookTok geglaubt? […] Lässt sich, was Erfolg bei einer Zielgruppe ausmacht, wirklich immer berechnen?
Martina Zöllner, rbb- Abschiedsrede, 29.5.2024, nicht online