Zitiert: Oscar-Nominierung – rassistische Berichterstattung in Deutschland

Anfangs wollte ich es nicht wahrhaben, obwohl mich Kolleginnen darauf aufmerksam machten. In sehr vielen Überschriften stand: Sandra Hüller und Wim Wenders sind für den Oscar nominiert. Mein Name kam kaum vor, wenn dann der Titel meines Films: Hüller, Wenders, „Das Lehrerzimmer“. So langsam bekomme ich den Eindruck, dass man anscheinend einen deutschen Namen braucht, um in der Berichterstattung erwähnt zu werden. Und wenn ich dann doch noch irgendwo in einem Nebensatz erwähnt wurde, dann meistens auch noch falsch geschrieben. Auch in Ihrer Zeitung schon. Mir fällt auf, dass Menschen mit Migrationsgeschichte in dieser Form der Berichterstattung immer nur „die anderen“ sind. Selbst Sandra Hüller fiel das auf, sie hat mich angerufen und mir ihre Unterstützung versichert, so auch Wim Wenders – das fand ich wohltuend. […]

Und wenn schon die wichtigen Zeitungen und Zeitschriften dieses Landes mit dieser Nachlässigkeit berichten, wenn sie den Fokus ständig aufs Deutsche lenken müssen, wenn sie glauben, durch diese nationalistisch-patriotischen Headlines vielleicht noch die Leserschaft außen rechts abzuholen, dann brauchen wir uns nicht darüber wundern, dass die AfD in den Umfragen da steht, wo sie steht. Deshalb möchte ich jetzt mal von den großen Medienhäusern dieses Landes wissen: Was fällt euch eigentlich ein? Seid ihr euch überhaupt eurer Verantwortung bewusst?

İlker Çatak, sueddeutsche.de, 28.02.2024 (online, Paid)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)