Mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis wurden Reportagen aus Ostdeutschland ausgezeichnet – produziert von Westdeutschen. Das sieht man den Filmen an.
Der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis ist einer der renommiertesten deutschen Medienpreise. In diesem Jahr geht er an Eva Schulz und Jan Lorenzen. Am Donnerstagabend wurde er ihnen in Hamburg feierlich verliehen. Den Sonderpreis erhalten Fabian Köster und Lutz van der Horst von der „heute show“ für „Zwei Besserwessis im Osten“. Alle Preisträger eint: Sie haben Filme über Ostdeutschland gedreht. Und: Alle vier sind Westdeutsche. Den Filmen sieht man das an. Sie zeichnen ein einseitiges Bild und zeigen nur einen kleinen Ausschnitt der Realität. Der Jury unter dem Vorsitz von Sandra Maischberger fiel das nicht auf. Vielleicht, weil unter 43 Mitgliedern nur eine Ostdeutsche ist. […]
53 Journalisten haben den Hanns-Joachim-Friedrichs–Hauptpreis bisher erhalten. Von Ina Ruck und Anja Reschke über Oliver Welke und Denis Scheck bis zu Claus Kleber und Anne Will. Maybrit Illner war die einzige Ostdeutsche. Vor 24 Jahren. Auf Nachfrage sagt der stellvertretende Vorsitzende Mathias Werth: „Wenn im Journalismus Leute mit Ostbiografie fehlen, dann müsste diesem Probleme von den Sendern begegnet werden. Dort fallen diese Entscheidungen.“ […]
Ab und zu werden allerdings Werke über den Osten geehrt. Westdeutsche Redakteure berichten dann einem westdeutschen Publikum und werden dafür von westdeutschen Juroren ausgezeichnet.
Alexander Teske, taz.de, 17.11.2024 (online)