In Anbetracht dessen, wie viel Kulturproduktionen sich über Ossis erheben und wie stümperhaft die Versuche vieler West-Politiker sind, sich bei Ossis anzubiedern, muss man auch goutieren, mit welcher Energie und analytischen Genauigkeit Eckhart versucht, Ossis zu gefallen. In einer Welt, in der Annalena Baerbock, trotz aller Berater, beim Chemnitz-Besuch nicht müde wird zu erwähnen, dass sie übrigens in Potsdam wohnt (offensichtlich unwissend, was Ossis über Potsdamer Villen-Wessis denken), muss man bewundern, wenn eine Österreicherin erfolgreich die Art Witze über Erzgebirgler macht, die man in Leipzig komisch findet. Irgendwie ist es auch großartig, wenn eine junge, kluge, komische Österreicherin alles tut, um nicht etwa irgendwelchen Feuilletonheinis und Intendanten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu gefallen, sondern eben Ostlern Mitte fünfzig. Also Menschen, denen sich eher selten jemand kenntnisreich anbiedert. Und vielleicht muss man Lisa Eckharts neues Programm genau so verstehen: nicht als Comedy, sondern als Streicheleinheit für von der öffentlich-rechtlichen Humorproduktion geschundene Ostler. Und vor allem als verpflichtende Unterrichtseinheit für Grünenpolitiker, sollten die vorhaben, im Osten noch mal irgendwann eine Wahl zu gewinnen.
Nele Pollatschek, sueddeutsche.de, 4.10.2023 (online, Paid)