Eine Woche lang habe er sich zurückgezogen, keine Interviews gegeben und viel telefoniert. Er habe verstehen wollen, worauf der artikulierte Frust gründet, warum ausgerechnet Sahra Wagenknechts gerade erst gegründete Partei im Osten so erfolgreich werden konnte. Carsten Schneiders Fazit: Es ging vor allem um die Frage „Wie gehen wir als Deutschland künftig mit dem Krieg in der Ukraine um?“ […]
Sehr viele hierzulande seien eben sehr skeptisch, was immer neue Waffenlieferungen angehe, sagte der Ostbeauftragte: „Ich glaube, die Leute wollten sich Gehör verschaffen. Und sich Gehör verschaffen hat auch etwas mit der öffentlichen und auch der veröffentlichten Diskussion zu tun bei der Frage ‚Ukraine und Russland‘ zu tun. Es gibt ja kaum einen Journalisten, der geschrieben hat, dass nicht ‚Taurus'[-Raketen] geliefert werden müssten.“ Und das sei auch diese Einseitigkeit, die man schon bei Corona gehabt habe und die viele dazu dränge, ihr Kreuz da zu machen, „wo es eindeutig ist“ – aus Frust gewissermaßen gegen die sehr Ukraine-freundliche Position der FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann oder des Grünen Anton Hofreiter.
Aus Sicht des Ostbeauftragten hat das verheerende Folgen für unser aller Demokratie und demokratische Auseinandersetzung: „Ich glaube, dass die mediale Diskussion in Deutschland zu einseitig ist, ja oftmals auch herdentriebmäßig und häufig zu wenig ‚Querstimmen‘ mit drin sind. Denn ich will eigentlich informiert und nicht in eine Richtung getrieben werden. Auch die Differenzierung zwischen ‚Wer hat hier wirklich was zu sagen?‘ und ‚Wer hat die schrillste Stimme?‘ endet leider häufig darin, dass die schrillste Stimme genommen wird und es in der Einordnung letztlich fehlt.“
MDR aktuell, 21.06.2024 (online)