Nachrufe sind ein spezielles Journalismus-Genre. Wenn über verstorbene Medienschaffende und ihr vielschichtiges Lebenswerk schnell ausführliche Texte erscheinen, kann man sich denken, dass sie im Voraus angeschrieben und bloß vervollständigt wurden. Auch aufschlussreich, wenn wenige Nachrufe erscheinen. Zum Tod Dieter Wiedemanns, des an vielen Stellen des institutionenreichen Medienbetriebs aktiven längjährigen Präsidenten der Potsdam-Babelsberger Filmuniversität, erschienen zwar einige Nachrufe, aber vor allem in den entsprechenden Nischen.
Etwa bei der Filmuniversität, der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur und der Märkischen Allgemeinen. In den überregionalen Tageszeitungen FAZ, SZ und auch Welt stand trotz recht eindeutig überregionaler Bedeutung der Potsdamer Filmausbildung nichts. Wer denkt, dass es in den weiterhin westdeutsch dominierten Leitmedien jenseits aktueller Problem-Berichterstattung an ostdeutschen Perspektiven weiterhin mangelt, kann sich bestätigt fühlen.
Christian Bartels, Telepolis, 14.11.2025 (online)

