Denkt das zwischen Journalismus und PR leichtfüßig wechselnde Top-Personal an mehr als die eigene Karriere? Diese und ein paar Fragen mehr vor dem Antritt der neuen RBB-Intendantin. […]
Die Wahl der ehemaligen stellvertretenden Sprecherin der Bundesregierung, Ulrike Demmer, zur neuen Intendantin des RBB ist deswegen ein guter, womöglich sogar zwingender Anlass, die Berufsfelder Polit-PR und Journalismus im trüben Licht der Gegenwart mal wieder neu gegeneinander abzugrenzen, so banal und pflichtschuldig einem das zunächst erscheinen mag. […]
Wiewohl ein solches Gemeinmachen in Gestalt des leichtfüßigen Wechsels vom Journalismus in die PR in der Sache nichts Neues ist, verdient der konkret bevorstehende von Ulrike Demmer eine kritische Beachtung aus gleich mehreren Gründen. Dazu zählen, unter anderem, ein tendenziell zunehmendes wirtschaftliches Ungleichgewicht zwischen unabhängigem Journalismus und jedweder interessengeleiteten Öffentlichkeitsarbeit sowie eine zunehmende Skepsis gegenüber einer als kollusiv wahrgenommenen polit-medialen Kaste. […] Menschen, die Politik vorher kontrolliert haben, helfen fortan, diese zu verkaufen […]
Denn wenn zu viele Spitzenkräfte in diesem Land vor allem die Optimierung des eigenen Karrierepfads im Blick haben, dann handeln sie letztlich nach der Devise kapitalmarktorientierter Top-Performer: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren. Wenn nämlich auch nur der Verdacht genährt wird, Journalisten und Politikverkäufer spielten letztlich als gemeinsames Ensemble in lediglich verteilten Rollen dasselbe Theaterstück, dann bekommen die Konsequenzen erst einmal nicht Sprecherinnen und Intendanten zu spüren – Reporterinnen und Reporter schon eher.
Cornelius Pollmer, sueddeutsche.de, 07.07.2023 (online)