Ich beobachte jedoch manchmal Debatten in der Kulturpolitik, wo sich ein populistischer Unterton gegenüber Hochkultur ausdrückt, und zwar über Parteigrenzen hinweg: Na ja, die Oper, die Symphonik, das ist etwas für einen elitären Kreis. Es ist jedoch etwas für die Mitte der Gesellschaft. […]
Kulturinteresse ist nicht nur an Events gebunden, so wenig wie das Interesse für Essen an einen Restaurantbesuch. Ich finde den alten Schiller-Spruch „Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst“ wieder sehr aktuell. Er beschreibt, wie Kunst und Kultur gerade in Krisenzeiten eine Rolle spielen als Entlastung vom Alltag und einen auf andere Gedanken bringen können. Andererseits suchen die Menschen gerade in der Kultur den Zusammenhang mit ihrem Leben und eine Orientierung in gesellschaftlichen Debatten. […]
Wir haben Fachredaktionen, bei uns werden Bücher nicht einfach bepunktet, sondern intensiv besprochen und eingeordnet von Leuten, die sich auskennen. Damit wollen wir Menschen ansprechen und begeistern. Eine Sprache zu wählen, die von vielen Menschen verstanden wird, darin liegt schon eine Aufgabe – das ist aber keine Verflachung. Die fängt dann an, wenn man den Dingen, über die man spricht, den Tiefgang nimmt, den sie haben.
Ralf Müller-Schmid, sueddeutsche.de, 12.03.2025 (online)