Das Argument ist empirisch nicht haltbar, dass private Medien wegen des öffentlichen Rundfunks leiden. Die Werbung wandert nicht zum ORF ab, sondern zu den großen sozialen Netzwerke und Plattformen. Und die geben kaum etwas zurück an Medien, bieten ihnen auch kaum Geschäftsmodelle. Man muss die dominanten Plattformen in die Zange nehmen. Einerseits wettbewerbsrechtlich und regulatorisch, das ist vor allem ein europäisches Thema. Das wird aber nicht reichen, solange es keine reichweitenstarken und relevanten Alternativen gibt. Deshalb braucht man öffentlich-rechtliche Investitionen in dezentrale Netzwerkinfrastruktur, auch als Bühne für Private. Das wird nicht gehen, wenn man sich gegenseitig nur fertigmacht. […]
Die Idee des Öffentlich-Rechtlichen war immer eine Alternative zum Kommerziellen. Die Alternative haben wir zu anderen Medien, aber wir haben keine Alternative zu Youtube, Instagram, Tiktok. Wir haben redaktionelle Alternativen, aber keine Infrastruktur-Alternativen. Die müssen wir schaffen, dezentral und nicht zentralistisch.
Leonard Dobusch, derstandard.at, 15.05.2025 (online)