Bei Streamingdiensten wie Netflix oder Spotify gelten die Algorithmen als gut gehütetes Geheimnis. Auch ARD und ZDF setzen verstärkt auf personalisierte Programmtipps. Doch anders als die privaten Anbieter müssen die öffentlich-rechtlichen Sender dabei transparent vorgehen – auch um weiterhin eigene Akzente setzen zu können. … Deshalb müsse es neben dem personalisierten Bereich auch einen geben für eine vielfältige Berichterstattung, die allen gleichermaßen empfohlen wird, also: ausdrückliche Programmtipps der Sender. Dreyer hat am Leibniz-Institut für Medienforschung untersucht, wie zurzeit die Programmaufträge in den Mediatheken umgesetzt werden.
„Und dabei ist aufgefallen, egal wie gut die Endprodukte am Ende sind, an denen wir überhaupt keine Kritik üben, dass der Prozess eben noch klarer werden kann und noch spezifischer fokussiert auf diese algorithmischen Leistungen, die da drinstecken.“ …. Also Leistungen, die darüber entscheiden, welche Inhalte geschaut werden; die Kriterien, nach denen die Algorithmen für die Mediatheken programmiert werden. Über die müssten die Aufsichtsgremien, also die Rundfunkräte der Sender, eigentlich Bescheid wissen, sagt Dreyer. Doch genau das passiere noch nicht ausreichend. …
„Im Grund übersetzen wir ja den öffentlich-rechtlichen Auftrag in Algorithmen“, sagt Eckart Gaddum, beim ZDF zuständig für die Mediathek. … Es gehe insgesamt um Vielfalt, betont Benjamin Fischer: „Das soll schon in so ne Richtung gehen, dass wir da einfach eine Perspektiverweiterung hinbekommen, keine Perspektivbeschränkung immer in die gleiche Richtung, weil das ist ja auch, das brauchen wir nicht.“
Medias res, Deutschlandfunk, 13.07.2021 (online)