Beschwerden erreichen die ARD unentwegt, das sind die öffentlich-rechtlichen Sender gewohnt. Nicht alle Kritik an ihnen ist substanziell. Die offenen Briefe von Autoren und Regisseuren, die zuletzt an die ARD adressiert worden sind, haben jedoch eine andere Qualität. Denn darin geht es nicht um Petitessen und Partikularinteressen, schon gar nicht um ein Querulantentum. Sondern um die grundlegenden Bedingungen für künstlerisches Arbeiten in den Sendern. Damit zusammen hängt der Respekt vor kreativer Leistung und der Umgang mit Auftragnehmern, die beinahe immer am kürzeren Hebel sitzen.
In Summe offenbaren die Proteste sowohl der Hörspiel- wie der Drehbuchautoren und nun auch noch der Filmregisseure, dass grundsätzlich etwas im Argen liegt in der Zusammenarbeit der ARD mit all jenen, die Spiel- und Dokumentarfilme, Hörspiele und künstlerische Features für sie realisieren. ….
Die Fälle, in denen die Arbeit von Regisseurinnen und Regisseuren inzwischen zu einer reinen Dienstleistung für die Sender verkomme, würden sich massiv häufen, sagen sie. ….
Es fehle der kreative Austausch zwischen den Filmredakteuren der Sender, den Produzenten, den Autoren und den Kreativen am Set. In den Gesprächen mit den Redaktionen stünden statt Diskussionen über Inhalte, Erzählhaltungen, ästhetischer Überlegungen stets formale Punkte im Zentrum: die Zahl der Drehtage, Formatfragen, Budgets.
Stefan Fischer, sueddeutsche.de, 07.07.2021 (online)