Die Akzeptanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hat in jüngster Zeit – auch aufgrund diverser Skandale um Verschwendung und Vetternwirtschaft – gelitten. Unter dem Titel „Mit Qualität neu überzeugen – auf die Inhalte kommt es an!“ diskutierten auf der Medienpolitischen Tagung von ver.di und DGB am 10. Oktober in Berlin Medienschaffende, Wissenschaftler*nnen und Rundfunkräte über konstruktive Wege aus der Krise. […]
Eher unterbelichtet sei in der Debatte bisher die Bedeutung der Partizipation – nach innen die Mitbestimmung de Mitarbeitenden, nach außen die Beteiligung des Publikums. In diesem Zusammenhang kritisierte Fahimi die Zusammensetzung des von der Rundfunkkommission der Länder berufenen „Zukunftsrat“. Der Rat, der bis Ende des Jahres Vorschläge zur Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen vorlegen soll, sei ein reines Expertengremium – Mitarbeitende und Publikum seien „mal wieder außen vor“ geblieben. Aber, so das Fazit der DGB-Vorsitzenden: „Qualität und Partizipation schaffen Vertrauen oder lassen es wieder wachsen.“ […]
Brauchen wir neue Maßstäbe für Qualitätsjournalismus? Nein, findet Olaf Sundermeyer, Redakteur und Investigativreporter bei RBB Recherche, „schon eher eine Schärfung der bewährten journalistischen Maßstäbe, die in den vergangenen Jahren zulasten von Personalisierung und Meinung vor allem in einzelnen digitalen Formaten aufgeweicht wurden“. Nötig sei eine Rückbesinnung auf journalistische Standards wie die Trennung von Nachricht und Kommentar. Sundermeyer warnte vor den immer aggressiver formulierten Bestrebungen der AfD, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk abzuschaffen. […]
ARD-Chefredakteur Oliver Köhr räumte Defizite bei der Auswahl der Talk-Gäste ein. Auf diese auch von der ARD-Gremienvertreterkonferenz unlängst formulierte Kritik habe das Erste inzwischen reagiert. Die Moderator*innen würden künftig vertraglich auf eine „Multiperspektivität“ in Gästeauswahl verpflichtet. Gehe es um Flüchtlingsfragen, sei auch ihm im Zweifel der Bürgermeister einer betroffenen Gemeinde als Gesprächspartner lieber als ein Bundespolitiker.
Günter Herkel, verdi.de, 12.10.2023 (online)