Selbstbestätigung statt Selbstkritik. Die Auszeichnung des NDR-SZ-Podcasts „Rammstein – Row Zero“ mit dem Reporter:innenpreis konterkariert hingegen den eigenen Anspruch des Reporterpreises „vorbildliche“ Arbeiten auszuzeichnen.
Richtig ist, dass die Grenzen der zulässigen Verdachtsberichterstattung nicht einfach zu bestimmen sind und gerichtlich immer wieder ausgefochten werden. Dass die Podcast-Macher diese Grenzen verfehlt haben, bedeutet nicht, dass sie keine guten Journalisten sind. Im Gegenteil handelt es sich durchweg um in sensiblen Recherchen erfahrene und bereits in der Vergangenheit prämierte Journalisten. Sie aber ausgerechnet für ein Werk auszuzeichnen, das bei schwersten Verdächtigungen (Vergewaltigung, sexueller Übergriffe, Doping) einer gerichtlichen Überprüfung in keiner einzigen Folge standhält und dann auch noch die Rechtsstreitigkeiten als mutig hervorzuheben, schadet dem Ansehen des Preises und auch des Journalismus. Der hat und erfüllt die wichtige Aufgabe, in allen Bereichen der Gesellschaft – ob Politik, Wirtschaft, Kultur, Justiz und auch Medien – darauf zu achten, dass Recht und Regeln eingehalten werden. Diesen Anspruch dann für sich selbst außer Acht zu lassen, sich über rechtliche Prinzipien zu stellen, schadet der Glaubwürdigkeit.
Felix W. Zimmermann, lto.de, 14.12.2024 (online)