Viel ist von rationalisierenden Zusammenlegungen von Programmen und Redaktionen die Rede. Ist aber nicht Vielfalt der lebendige Ausdruck von Demokratie? Auch die Regionalprogramme der Öffentlich-Rechtlichen, der Blick auf das Lokale, auf die „kleinen“ Ereignisse vor der Haustür ist für den Zusammenhalt der Gemeinschaft unverzichtbar. Dem müssen die Sender auch in der Praxis Rechnung tragen.
Wenn das aber allein darauf hinausläuft, die Nutzer dort „abzuholen“, wo sie sind und sie nicht im Sinne eines Bildungsauftrags auch in das Unbekannte mitzunehmen, führt das zwangsläufig zur Verflachung des Programms. Ausdruck dieser Tendenz ist der von rbb und WDR eingeführte „erweiterte Kulturbegriff“. Als ob es jetzt Aufgabe der Sender wäre, zu definieren, was Kultur ist. Das ist eine maßlose Selbstüberschätzung.
Gerhart Baum: Worauf es bei der Reform von ARD und ZDF ankommt. faz.net, 16.04.2021 (online)