Zitiert: rbb-Skandal – wichtige Fragen werden bisher nicht gestellt

Der Skandal um die „Luxus-Intendantin“ (Bild) Patricia Schlesinger wird nur deshalb so aufgeblasen, weil hier zwei Berliner Clans um das gleiche Revier kämpfen: auf der einen Seite der Springer-Konzern, der schon immer ins TV-Geschäft wollte, aber wegen der erdrückenden öffentlich-rechtlichen Konkurrenz und der eigenen Amateurhaftigkeit nicht aus dem Quark kommt, auf der anderen Seite der von Springer wieder mal heftig moralisch attackierte öffentlich-rechtliche Rundfunk, Filiale Berlin-Brandenburg (RBB). Als würde es bei Springer keine dicken Autos, Luxusimmobilien, Boni und Millionengehälter geben. Und keine teuren Bewirtungen, edlen Büroausstattungen oder Machtmissbrauch. …

Auffallend an der Empörung ist auch, dass die „Zwangsgebührenverschwendung“ der „Protz- und Prass“-Intendantin Schlesinger von den Springer-Medien Business Insider, Bild, B.Z. und Welt bis in den letzten Cent-Betrag für Champagner und Hummerkrüstchen ausgewalzt wird, während der ebenso in den Skandal verwickelte RBB-Verwaltungsratsvorsitzende Wolf-Dieter Wolf im Hintergrund bleibt. Dabei zeigt dessen Rolle viel klarer, was im Rundfunk schiefläuft. Denn Wolf hat das 300.000-Euro-Jahresgehalt und die Luxusausstattung der Intendantin abgesegnet und Schlesingers Ehemann als Mediencoach zur Berliner Messe gelotst. Die Fragen müssten daher lauten: Wie konnte ein in Berlin engagierter Immobilienunternehmer, der zahlreiche einflussreiche Pöstchen in der Stadt bekleidet (nicht nur bei der Berliner Messe), Verwaltungsratsvorsitzender eines öffentlich-rechtlichen Senders werden? Warum überlässt dieser Sender die Planungen für sein neues „Medienhaus“ einem Immobilienunternehmer, ohne über mögliche Interessenkonflikte auch nur nachzudenken?

Nein, das öffentlich-rechtliche System, als dessen „zutiefst überzeugte Anhängerin“ sich Patricia Schlesinger gibt, fault von innen heraus. Sein Kernstück, der Rundfunkrat, funktioniert nicht, weil sich dort nur die übliche Funktionselitenschicht „des Systems“ versammelt.

Wolfgang Michal, freitag.de, 11.8.2022 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)