Zitiert: „redaktionelle Gesellschaft“ braucht ein eigenes Schulfach

Ich selbst werbe seit vielen Jahren in Ministerien und auf Bildungskongressen ziemlich erfolglos für die Idee einer redaktionellen Gesellschaft, die im Kern besagt: Die Maximen des guten Journalismus müssen zu einem Element der Allgemeinbildung werden. Diese lauten beispielsweise: „Prüfe erst, publiziere später! Höre auch die andere Seite! Analysiere Deine Quellen! Argumentiere wahrheitsorientiert!“ Meine These lautet kurz und knapp, dass in diesen Maximen und Prinzipien des seriösen Journalismus heute ein Wertegerüst für alle liegt, die senden, posten, kommentieren. Und wer ist das nicht?

Meine Antwort: Es braucht ein eigenes Schulfach, das auf drei Säulen ruht. Zum einen auf der Medien- und Machtanalyse. Zum anderen braucht es die Medienpraxis, es gilt also, die Kunst der Rhetorik an die Schulen zurückzuholen und die Auseinandersetzung mit dem Wert des seriösen Arguments und die Auswahl von vertrauenswürdigen Quellen einzuüben. Und schließlich wäre eine Disziplin zu trainieren, die man „angewandte Irrtumswissenschaft“ nennen könnte. Hier ginge es darum, sich mit der ungeheuren Irrtumsanfälligkeit des Menschen zu befassen, um sich der Verführbarkeit durch Gerüchte, Falschnachrichten und Desinformation bewusst zu werden.

Bernhard Pörksen, rnd.de, 25.01.2022 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)