Wenn man am Kiosk oder am Bahnhof eine Zeitung kauft, hat man schon das Gefühl, man kauft ein Artefakt – als ob man in ein Museum geht und ein impressionistisches Gemälde betrachtet, das ja mal sehr modern war und für erregte Diskussionen gesorgt hat. Heute hängt es da und man schaut es sich halt an. Und den Museen selbst geht es dabei ja auch gar nicht schlecht. Der Musealisierungseffekt lässt sich auch dadurch belegen, dass es immer mehr Journalismus-Festivals gibt, Kongresse von Investigativjournalisten, Campfires, Reporterfabriken, Innovation Labs und so weiter. Der redaktionelle Journalismus wird zumindest in den westlichen Wohlstandsgesellschaften ein Unterfall der generalisierten und globalökonomisierten Netzkommunikation. Er hat seine eigenen Orte verloren. McLuhan hätte als Medienforscher wahrscheinlich seine helle Freude an dieser Entwicklung gehabt.
Lutz Hachmeister: Dieser Diskurs hat keinen Anspruch auf mich. Medienkorrespondenz.de, 1.12.2019 (online)