Zitiert: Reformmedienstaatsvertrag – Abbau statt Umbau

Mit dem sogenannten Reformstaatsvertrag, den die Ministerpräsidenten im Frühjahr unterschrieben haben, soll auch das Verbot „presseähnlicher“ Online-Angebote für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk verschärft werden. Der Medienrechtler Tomas Brinkmann zeigt in diesem Gastbeitrag auf, warum das Verbot aus seiner Sicht ARD und ZDF in ihrer Rundfunkfreiheit beschneidet. […]

Verfassungsrechtlich betrachtet sind insbesondere die elektronischen Informationsangebote der Sender aufgrund ihrer flexiblen Nutzung inzwischen Teil der Grundversorgung, so dass ein Verbot wegen Textanteilen grundsätzlich als substantieller Eingriff in die Rundfunkfreiheit zu beurteilen ist.

Das im sogenannten Reformstaatsvertrag ausgedehnte Publikationsverbot ist ein untauglicher Versuch der Medienregulierung zum Schutz der Presse, der auf letztlich nicht substantiierten Spekulationen gründet. Nach den zurückliegenden Versäumnissen der Verlagsunternehmen und dem Verzicht einiger Häuser auf publizistisches Engagement ist es der völlig falsche Weg, Presseförderung durch eine Ausdünnung des Angebots der Anstalten versuchen zu wollen.

Medien durch Verbreitungsverbote für andere schützen zu wollen, ist paradox. Dieser Ansatz verstärkt die folgenreichen negativen Trends im digitalen Strukturwandel der Öffentlichkeit. Bedauerlicherweise ist es der Gesetzgeber selbst, der eine Institution qualifizierter journalistischer Arbeit gerade dort beschneidet, wo sie sich mit einem aussichtsreichen Medienservice gegen die Vorherrschaft der Netzoligopole stemmt.

Tomas Brinkmann, epd medien, 20.05.2025 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)