Doch was haben die Nutzer:innen eigentlich davon, dabei zuzuschauen, wie Reporter:innen telefonieren, Auto fahren oder vor dem Bildschirm sitzen? „Wenn es kein authentischer Moment ist, der mir wirklich etwas über die Geschichte und ihre Entstehung erzählt, erst einmal nichts“, sagt Dietmar Schiffermüller, Redaktionsleiter von „Strg_F“, das vom NDR für „funk“ produziert wird. …
Aber was ist daran „authentisch“, wenn Reporter:innen vor der Kamera berichten, dass das jetzt das entscheidende Telefonat war, dass sie jetzt den wichtigsten Gesprächspartner treffen? Sie wissen schließlich auch, dass die Kamera läuft. Der gesellschaftliche Hunger nach authentischem, eigenem, echtem Erleben ist so groß, dass er zu einer Fetischisierung von „Echtheit“ führt. Und die ist auch im Journalismus häufig anzutreffen. …
Tiefgründige militärische oder politische Analysen oder ausführlichen historischen Kontext hält man für die Zielgruppe offenbar für wenig relevant. Oder man befürchtet, dass das kaum geguckt werden würde. Ob zu Recht oder nicht, bleibt offen. Der Erfolg bestätigt die Machart anscheinend: Die Abo- und Abrufzahlen vieler Kanäle und Filme sind sechs- oder sogar siebenstellig.
Doch rechtfertigt das die Redundanz und den zum Teil geringen Informationsgehalt?
Andrej Reisin, uebermedien.de, 8.4.2022 (online)