Systematische Beobachtung, Aufklärung, Enthüllung – das ist oft wirkungsvoller als der Versuch, Populisten in Interviews zu entzaubern. Konnte man sie anfangs mit gut durchdachten Fragen überraschen, kommen sie längst gut trainiert auch über längere Fernsehstrecken. Aufgesetztes Lächeln bei Miosga, hetzen bei Facebook. In öffentlich-rechtlichen Talks reden die Meister der Doppelzüngigkeit ganz anders als in ihren Blasen. […]
Ich habe gelernt: Gelassenheit ist das bessere Rezept als demonstrative Härte. Die drängt im Wahrnehmungsdreieck zwischen Interviewer, seinem Gast und dem Publikum die Zuschauerinnen und Zuschauer allzu leicht auf die falsche Seite.
Gelassenheit heißt aber nicht: Menschelndes Geplänkel über Hackfleisch oder Gehacktes zulassen. Interviews müssen mit harten Fakten, klarer Gesprächsstrategie, aber ohne moralisierenden Unterton geführt werden. Demokratieverächtern ihre Systemverachtung vorzuwerfen, führt meistens ins Nichts. Als ehemaligem Fernsehmoderator tut es mir weh – aber meist eigenen sich dokumentarische Formate besser als Fernsehgespräche, um Populisten zu stellen. […]
Wappnen können wir uns, indem wir eisern an den professionellen Regeln festhalten: Bericht und Meinung trennen, Sachverhalte aus unterschiedlichen Perspektiven darstellen, Einladungen an Politiker an nachvollziehbaren Regeln ausrichten.
Es geht nicht um hohe Einschaltquoten oder erwartete Klicks. Es geht um Regeln gegen die Regelbrecher.
Peter Frey, @mediasres, 02.05.2024 (online)