„Pressestellen sind Zeitverschwendung“ – oft droht Verdunklungsgefahr statt Aufklärung. … Wer heutzutage bei einer Pressestelle eines Bundesministeriums anruft, verschenkt Zeit. Kaum eine Anfrage wird von den Beamten direkt am Telefon beantwortet, stattdessen muss man Fragen nochmals per Mail zuschicken. Antworten kommen danach oft zu spät, sind zu vage und bieten in der Regel keinen echten Mehrwert. Aber weil man bei journalistischen Recherchen meist auch Ministerien konfrontieren muss, schreibt man sie halt an. …. Wem an einer fundierten und sachlichen gesellschaftlichen Debatte gelegen ist, sollte sich dafür einsetzen, dass die Social-Media-Manager der deutschen Behörden mit Bots ersetzt werden. Die können dann regelmäßig Behördeninfos vertwittern, fertig, aus. Das ist dann zwar langweilig, aber genau das täte der Presselandschaft in Deutschland gut: Ein paar nüchterne Infos ohne große Spins und ohne Desinformation – dazu braucht es keine eigenen Pressestellen mehr.
Arne Semsrott, heise.de, 11.07.2020 (online)