Zitiert: Schreiben ist nur einer der notwendigen Schritte zur Vermittlung der Informationen

Der Schriftsteller Ernest Hemingway beispielsweise arbeitete lange als Reporter. In seinen Memoiren beschreibt der Journalist Sefton Delmer, der Hemingway begleitete, wie Hemingway für die New York Times aus dem Spanischen Bürgerkrieg berichtete: Er rief die Redaktion an und berichtete, was er vor Ort sah. Die Redaktion erstellte daraus einen Text, gab ihm einen Titel und gab Hemingway als Autor, als Quelle der Information, an. Aber den Text verfasst hatte er nicht. Wenn Hemingway literarisch sein wollte, schrieb er Bücher. Seine journalistische Leistung bestand in der Wahrnehmung vor Ort. Die Redaktion war sein Textprogramm, das nach journalistischen Kriterien aus seinen Inputs Inhalte formte.

Wer die Wichtigkeit dieser Form der Autorschaft für den Journalismus versteht, kann eine Zukunft des Journalismus erkennen, die anders, größer und hinsichtlich der Informationsabdeckung vielleicht sogar besser ist.

So wie KI es mittlerweile ermöglicht, bei Videocalls in anderen Sprachen zu sprechen, werden künftig auch Nichtjournalisten journalistisch berichten. KI hat die Kosten massiv gesenkt, von der Recherche über die Texterstellung und die Faktenprüfung bis zur zielgerichteten Zustellung der Information an die richtigen Empfänger. Das bedeutet, Menschen werden journalistisch aktiv werden, die zurzeit völlig ausgeschlossen sind von der Presse. Im Social-Media-Zeitalter konnten Menschen etwas sagen. Nun kann KI dabei helfen, was und wie sie posten. Dabei wird es zweitens ziemlich egal sein, ob die Inhalte Texte, Audio oder Video sind, weil sich mit KI das eine in das andere leicht übersetzen lässt.

Hannes Grassegger, standard.de, 23.10.2023 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)