Zitiert: Seitenwechsel befeuern Verdacht

Regierungssprecher haben einen wichtigen Job. Denn für eine Bundesregierung geht es natürlich nicht nur darum, gute Politik zu machen, sondern auch darum, sie gut zu verkaufen. Merz wählte Kornelius für das Amt. Kein Wunder: Der Journalist ist bestens mit der Bundespolitik vertraut. Er arbeitete jahrzehntelang für die „Süddeutsche Zeitung“ und leitete dort ab 2021 das Politikressort. Zuvor war er seit dem Jahr 2000 für die Außenpolitik verantwortlich. Außerdem ist er Mitglied der Atlantik-Brücke, deren Vorsitzender Merz bis 2019 zehn Jahre lang war. Und er war Mitbegründer der Fachzeitschrift „Medium Magazin“.

Journalistinnen und Journalisten haben einen Ruf zu verlieren. Als vierte Gewalt im Staat sind sie dazu da, Macht zu kontrollieren, Missstände aufzudecken und Regierungshandeln zu hinterfragen – nicht zu vertreten. Das betonte auch Steffen Hebestreit kurz vor seinem Abschied in der Bundespressekonferenz: Als Regierungssprecher sei man das „Bindeglied zwischen Journalismus und Politik. Das sind zwei unterschiedliche Berufe. Wenn man Regierungssprecher ist, dann ist man nicht mehr Journalist, dann ist man Regierungssprecher.“ Zwar könne ein journalistischer Hintergrund helfen, die Dynamiken und Anforderungen des Jobs besser zu verstehen – doch es blieben sehr unterschiedliche Aufgaben.

Und mag der Jobwechsel auf individueller Ebene auch nachvollziehbar sein, befeuert er doch in der Öffentlichkeit einen häufig geäußerten Verdacht: „Politik und Medien stecken doch unter einer Decke.“

Lena Köpsell, epd medien, 03.05.3035 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)