Kommunikation auf Social Media, ob in der Wissenschaftskommunikation oder abseits davon, hat eine ganz eigene Dynamik und auch ganz eigene Kommunikationsmuster. Eines, das mich seit längerem nervt, ist das folgende: Mensch macht provokante Aussage. Mensch erntet sachliche Kritik plus unsachliche Anwürfe. Mensch beschwert sich daraufhin darüber, Ziel eines “Shitstorms” zu sein und geht mit dieser selbstdeklarierten Ungerechtigkeit publikumswirksam hausieren. Angenehmer und in einigen Fällen sicherlich auch gewünschter Nebeneffekt für jenen Menschen: mit der sachlichen Kritik muss er oder sie sich dann gar nicht erst mühsam auseinandersetzen. Die Kritik ist in der öffentlichen Darstellung “Mensch X wurde Opfer eines Shitstorm!” pauschal mit-diskreditiert. Für die absichtliche Ausnutzung jener Dynamik bietet sich als griffige Bezeichnung die “Shitstorm-Schwalbe” an. …. Dort, wo der Begriff verwendet wird, wenn jemandem kritischer Gegenwind entgegenschlägt, ist die Shitstorm-Schwalbe ja fast schon direkt eingebaut. Denn alleine jeder Fall, indem auch sachliche Kritik unter diesem durchaus abfälligen Sammelbegriff verschwindet, ist ja bereits eine ziemliche Frechheit – und das Gegenteil neutraler Berichterstattung.
Markus Pössel, SciLogs relativ einfach, 26.04.2021 (online)