Zitiert: Sind Ostdeutsche „Russlandversteher“?

„Den Ostdeutschen“ Russlandverklärung zu unterstellen, gar „Russlandverstehertum“, ist ein westdeutscher Reflex der aus der nachhaltigen Verunsicherung darüber entsteht, dass in Ostdeutschland das Wissen über die Sowjetunion, über Russland, dessen Sprache, Literatur und Kino tatsächlich – etwas – weiter ausgeprägt ist als im Westen. Auch weiß man allgemein im Osten mehr über den Westen als umgekehrt, weil es nach 1990 lebensnotwendig war. Noch 32 Jahre nach der Wiedervereinigung sind Beharrungsprivilegien und Lerndruck zwischen Ost und West unterschiedlich verteilt. Wenn dann geschichtlich gewachsene Sonderkompetenzen als „Russlandverstehertum“ denunziert werden, zeigt das nur, dass da Tonangeber in ihrem Beharrungsprivileg verunsichert sind. …

Während die Ostdeutschen trotz der verordneten Nähe zur Sowjetunion über 40 Jahre hinweg keine mehrheitliche Zuneigung zu Russland entwickelt haben, verharren die Westdeutschen in einer deutlichen Ergebenheit gegenüber Amerika. Vielleicht haben die Ostdeutschen durch den Zwiespalt von verordneter Liebe und erfahrener Fremdheit die Lektion Henry Kissingers früher gelernt, dass Nationen keine dauerhaften Freunde oder Feinde, sondern nur Interessen haben. Vielleicht steht den Westdeutschen die Verinnerlichung dieser Lektion erst noch bevor.

Jan Brachmann, faz.net, 24.10.2022 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)