Zitiert: Sind True-Crime-Formate Leichenfledderei oder integrer Journalismus?

Warum genügt uns der alltägliche Wahnsinn mit all seinen Schreckensmeldungen über Kriege, Seuchen, Katastrophen nicht? Und wie geht der ÖRR mit dem Genre Kriminalität und Verbrechen um? […]

Außerdem ist das True-Crime-Ressort eines der besten Beispiele für die viel zitierten Doppelstrukturen beim ÖRR, also die Tatsache, dass mehrere Sender oder Anstalten ähnliche oder identische Aufgaben parallel erledigen und damit der Ineffizienz Tür und Tor geöffnet haben. Die Recherche nach der genauen Anzahl der Sendungen habe ich irgendwann abgebrochen, als ich bei weit über zehn Angeboten war. Und das sind nur die regelmäßig erscheinenden Reihen. Wenn man einzelne Filme, Features, Serien zu wahren Verbrechen mit einbinden würde, käme man wahrscheinlich auf eine dreistellige Zahl, von fiktionalen Krimis im öffentlich-rechtlichen Programm ganz zu schweigen. Was soll diese Omnipräsenz?

Und viel wichtiger: Wenn der ÖRR, der per Programmauftrag und Zwangs-Beitragsfinanzierung einen ganz anderen Anspruch an sich und seine Arbeit haben müsste als die privaten Medienanbieter, einen derart großen Teil seines Angebots über die Schiene Crime fährt, dann sollte es dazu innerhalb der Sender auch eine groß angelegte Auseinandersetzung mit den ethisch-journalistischen Ansprüchen dafür geben. Senderübergreifend und regelmäßig. […]

Kriminalität und Verbrechen faszinieren Menschen seit jeher. Und natürlich hat der ÖRR schon allein wegen dieses großen Interesses die Aufgabe, sich damit auseinanderzusetzen. Die Frage ist nur: Wird er es tun?

Anne Mücke, berliner-zeitung.de, 03.11.2025 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)