Aber ist es die Aufgabe von Radio, anderen Medien, das Publikum vor der Dokumentation von Dummheit zu bewahren? Ist eine Kultur erstrebenswert, in der alle nur nice Dinge sagen – und so den eben von Christoph Waltz im Gespräch mit diesem Feuilleton angesprochenen Jargon bedienen? Muss, was wir tun, sagen und schreiben, erfreulich oder immerhin achtsam sein? Soll ausgerechnet Kultur eine Welt abbilden, wie sie nicht ist, nicht war und niemals sein wird? Braucht man eine ideale kulturelle Darstellung einer unvollkommenen Welt auch dann, wenn man sich Kinderbücher, Comics oder Filme aus alter Zeit anschaut, die von Rassismus und Diskriminierung von Minderheiten geprägt war? Genügt dann nicht eine Kontextualisierung, etwa von Mami und Papi beim Vorlesen, um ein Artefakt aus schlechten Zeiten auch heute zugänglich zu machen?
Nils Minkmar, sueddeutsche.de, 2.3.2023 (online)