Es ist Gratismut, sich über Mockridge zu empören und sich mit viel Getöse für Behinderte starkzumachen. Es kostet nichts, weil Behinderte für niemanden eine „Gefahr“ darstellen. Ihre Voraussetzungen sind in der Breite so schlecht, dass sie nicht ernsthaft um gesellschaftliche Ressourcen konkurrieren. Behinderte nehmen niemandem den Arbeitsplatz, die Wohnung oder allgemein gesprochen Status und Wohlstand weg.
Migrantische Menschen, die queere Community oder auch Frauen kämpfen lautstark und zu Recht für ein Stück vom Kuchen – und haben dabei mehr und mehr Erfolg. […]
Man muss sich fragen, wie erfolgreich die Interessenvertreter von Behinderten ihren Job machen. Und um es auch nicht zu einfach zu machen: Inklusion geht nicht per Fingerschnipp. Modernisierung braucht es in vielen Bereichen: Wirtschaft, Schulen, Infrastruktur. Und das bei knappen Ressourcen. Wenn Politik und Gesellschaft in dieser Lage ernst gemeinte Inklusion nachrangig behandeln, ist das eine legitime Entscheidung.
Jonas Wengert, sueddeutsche.de, 10.09.2024 (online)