Zitiert: Spielen können alle alles

Feministinnen in den Sphären der darstellenden Künste, die zugleich offen sind für den identitätspolitischen Diskurs und dabei den Kulturrelativismus nicht scheuen, fordern seit Jahren eine Engführung von “Spielen” und “Sein”. So sollten bitte im Fernsehkrimi Migrantinnen auch von Migrantinnen verkörpert werden, und behinderte Personen dürften niemals von Nicht-Behinderten gespielt werden, es gebe auch unter SchauspielerInnen genügend Menschen mit Beeinträchtigungen, die für solche Rollen besser oder überhaupt geeignet seien. Inzwischen dehnen diese Aktivistinnen ihre Forderungen nach “Authentizität” auf die Felder Produktion, Regie und Drehbuch aus. Wer das, was er spielt oder inszeniert oder produziert, nicht zumindest teilweise auch ist, habe kein Recht darauf, seine Stimme zu erheben.

Das Problem dabei: Spielen ist nicht gleich Sein. Obschon “Sein” auch “Spielen” ist. Sie ist kompliziert, die Sache mit dem “Sein” und dem “Spielen” – eines aber ist ganz einfach: Spielen können alle alles. Sein indessen kann jedes Individuum nur für sich. Zur Voraussetzung für gutes Spielen aber gehört nicht, dass die Spielenden das, was sie darstellen, “sind”, eher im Gegenteil.

Barbara Sichtermann, turi2.de, 21.05.2024 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)