Zitiert: „Star Wars“-Prequels als unheimlicher Spiegel der politischen Gegenwart

Das ist das Faszinierende am Wiederanschauen der Episoden I bis III: Die Politik der Prequels könnte nicht besser in die bedrohliche Gegenwart passen. Lucas erzählt für seine Verhältnisse subtil und klug davon, wie Demokratie in Faschismus kippt. Von ihrer Lähmung durch Bürokratie und die Korrumpierbarkeit ihrer Politiker durch wirtschaftliche Interessen. Vom Verlust des Blicks für die Schwachen der Galaxis. Der Senat mit seinen Tausenden kleinen Kanzeln, die in die Mitte eines gewaltigen dunklen Schachts schweben, wenn ein Senator, eine Senatorin redet. Wie verletzlich Amidala hier wirkt, wie leicht selbst diese hochbegabte, kluge Frau manipulierbar ist: Sie will das Gute, aber spielt damit dem Bösen in die Hände. […]

Auch die Eliten, die Intellektuellen, zu denen im „Star Wars“-Kosmos selbstverständlich die Jedi zählen, spüren also die Versuchung des Autoritären. Sie sind arrogant geworden. Lucas zeigt sie in den Prequels als fehlbar, die eindeutig Guten sind sie nicht mehr. Klar, die dunkle Seite der Macht betreibt eine große und über lange Zeiträume angelegte Verschwörung in den Hinterzimmern der galaktischen Politik. Aber ohne die Frustration derer, die eigentlich an Freiheit und Demokratie glauben, kämen sie nicht weit. Wenn man sich George Lucas’ Episoden eins bis drei heute ansieht, fallen weniger ihre Schwächen auf. Sogar den schrillen Jar Jar Binks kann man ignorieren. Worum man nicht herumkommt, ist genau das, was Kinder an diesen Filmen am allerwenigsten interessiert: ihre politische Aktualität.

Bei einer der letzten Abstimmungen im Senat wird die Republik verabschiedet und, „um die Sicherheit zu garantieren“, zum Imperium erklärt, mit einem allein regierenden Herrscher an der Spitze. Die Tausenden Senatoren in ihren Kanzeln, die mit Rüsseln, mit Fühlern, mit blauer Haut und rosafarbener, alle klatschen für Palpatine, der im Geheimen ein böser Sith-Lord ist. Amidala, die selbst zu seinem Aufstieg beigetragen hat, sagt: „So also stirbt die Freiheit. Mit donnerndem Applaus.“

Kathleen Hildebrand, sueddeutsche.de, 27.07.2025 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)