Es ist schon so eine Sache mit Cannes‘ Frauenquote, denn vielleicht gibt es sie ja doch – bezogen auf die richtig guten Filme. Zwar stammen mit vier von 22 Wettbewerbsbeiträgen wieder einmal weniger als ein Fünftel von weiblichen Regisseuren. Die drei bisher gezeigten Filme können auch als die besten der ganzen ersten Hälfte gelten. Das macht es einerseits wahrscheinlich, dass Greta Gerwigs Jury hier fündig wird; stellt auf der anderen Seite aber auch die Frage, ob an Filme von Frauen in Cannes höhere Ansprüche gestellt werden. Wer nach einem verborgenen System in dieser Ordnung sucht, wird vielleicht in jener Abteilung innerhalb der Konkurrenz fündig, die für verdiente Kino-Veteranen reserviert wird. Denn die sind überwiegend männlich und qualifizieren sich häufig schon mit Mittelmaß.
Daniel Kothenschulte, fr.de, 20.05.2024 (online)