Aber wer nach so langer Zeit der internen Aufarbeitung mehr erwartet hatte, nämlich Hinweise darauf, wie das alles so schiefgehen konnte, was für eine Kultur da herrscht in der Redaktion, aber auch im Sender, warum die Arbeitsweisen so problematisch waren, wieso es zunächst so schwer war, Fehler einzuräumen, und welchem Druck und welchen Zwängen ein Format des ARD/ZDF-Jugendnetzwerks Funk ausgesetzt ist – der wird enttäuscht.
Und das hat offenbar viel damit zu tun, wie diese Aufarbeitung vom Sender organisiert wurde, nämlich angesiedelt bei denen, die die Redaktion leiten und damit auch verantwortlich sind. Anstatt die Untersuchung in die Hände eines Externen zu legen, der unbefangen, unabhängig und ohne Einmischung recherchieren und bewerten kann, redeten hier viele mit, die selbst betroffen waren. Und auch andere Instanzen konnten mitmischen und mitformulieren. Der Bericht deutet das vage mit den Worten an: „Die verantwortlichen Auftraggeber von funk und NDR waren während des mehrstufigen Aufarbeitungsprozesses und in den Abschlussbericht einbezogen.“
Stefan Niggemeier, uebermedien.de, 31.05.2024 (online)