Kaum ein Podcast-Genre war in den vergangenen Jahren so einflussreich wie „True Crime“. Der Weiße Ring kritisiert jetzt, dass die Opferperspektiven dabei viel zu oft zu kurz kommen. […]
Ein Format wirbt etwa damit, dass es die „bizarrsten und unglaublichsten Kriminalfälle“ erzählen möchte. Andere versprechen die „spektakulärsten“ oder „spannendsten“ Verbrechen, die „tiefsten Abgründe“. Es geht um „Faszination“ und „Abenteuer“. Und zu selten, so könnte man den Report des Weißen Rings auch zusammenfassen, wird gefragt: Wie viel Sensibilität für Opfer lassen solche Superlative überhaupt noch zu? […]
Wenn es um wahre Verbrechen in deutschen Podcasts geht, dann geht es (Stand April 2023) zu 75 Prozent um Tötungsdelikte, obwohl der Anteil solcher Straftaten in der Kriminalstatistik 2022 nur bei 0,1 Prozent lag. „Wenn Podcasts präventive Ansätze verfolgen würden, müssten sie sich eigentlich Straftaten vornehmen, die in der Bevölkerung häufiger vorkommen“, sagt Fernbacher vom Weißen Ring dazu.
Vinzent-Vitus Leitgeb, sueddeutsche.de, 06.08.2023 (online)