Einem reichweiten schwachen Regionalsender zu verordnen „endlich kleine Brötchen zu backen“ (Zitat Personalversammlung 5/2025) ist keine gute Idee: um relevant zu sein und Publikum zu gewinnen, müssten die Brötchen doch eher größer als bisher sein. Große Brötchen setzen aber nicht zuerst Geld, sondern Ambition voraus. Es ist eben nicht so, dass Medien vor allem durch aufwendige Produktionen beliebter werden; sie werden es durch gute Formate und gute Ideen. Dann erst kommt Geld ins Spiel. […]
Anfang Mai entdeckt der Sender aber mit großem Erstaunen, dass er offenbar 30 Millionen mehr hat, als er wusste. Nun schreitet man zur Tat: von den 30 Millionen werden 18 Millionen dafür eingeplant, dem zu kündigenden Personal Abfindungen zu bezahlen. Dies wäre wiederum gar nicht notwendig: Die Finanzlage ist offenbar erheblich besser als gedacht, man hatte nur nicht aufgepasst. […]
Ohne Emotion muss man dabei bei Aussichtslosigkeit auch intelligent im Sinne des Senders handeln und gelegentlich eine Akte schließen. Doch gleichzeitig ist eine Qualitätsoffensive die beste Antwort auf wohlfeile Angriffe, woher sie auch kommen.
Martin Rennert, tagesspiegel.de, 19.05.2025 (online, paid)